Album-RezensionMusik

Slick Idiot – xSCREWciating

Slick Idiot sind En Esch und Günter Schulz, vielen noch bekannt aus glorreicheren KMFDM-Tagen. Denn seit ihrem Weggang/ Rausschmiß (?) 1999 fehlt KMFDM das eingängige und das coole Geschrammel, das die Band zu ihren Markenzeichen werden ließ. Nun ja, unsere beiden Helden zogen also weiter um ihr eigenes Ding zu machen. 2002 erschien das Debüt ‚DickNity‘. Ein Jahr später das Remixalbum ReDickUlous. Die beiden Urgesteine des Industrial-Rocks haben sich erfolgreich abgenabelt und können jetzt etwas in die Songs einfließen lassen, was in dem Konietzkischen KMFDM-Universum lange Zeit nicht konform war, weil es keine fünf Buchstaben hat: ‚Spaß‘ ! 2004 erscheint der noch unverkrampftere Nachfolger Screwtinized, mit demEsch und Schulz endgültig ihre Unabhängigkeit beweisen.

Häufig hinterlassen Remixalben eher einen faden Nachgeschmack, weil die Stücke des Originals entweder nur auf einen schnelleren Beat gelegt wurden und lediglich ein paar Vocalfetzen bis zum Erbrechen geloopt werden, oder die Remixe überhaupt gar nichts mehr mit den Vorlagen zu tun haben. Slick Idiot legen nun nach dem Remixalbum des Debüts auch beim Nachfolger Screwtinized nach und taufen ihr Werk ‚xSCREWciating‘. Aber haben die beiden Exildeutschen bei der Umsetzung genauso viel Kreativität einsetzen können wie bei der Titelgebung?
Ein klares JA!
Als Opener und um die Stimmung anzuheizen, fährt das mitreißende ‚Hot Stuff‘ als Erstveröffentlichung auf und entpuppt sich von Anfang an als richtiges Powerbrett, das in jedem Club kein Bein still stehen lassen sollte.
B-Audio’s ‚Let It Rain‘ stampft mit neu eingesungenen Vocals knapp zwei Minuten, bis der Refrain die Fahrt kurzfristig heraus nimmt und das Stück etwas grooviger werden läßt.
Royce Fay And Gia Ionesco remixen ‚Mind Over Matter‘ und tauschen zum Original die weiblichen und männlichen Gesänge mit einem locker flockigen, sehr baßlastigen Rhythmus. Ein absolute Highlight der Scheibe.
‚Merry go round‘ kommt als schwere Industrial-Anleihe, ‚Get Laid‘ als Breakbeat.
‚Immer Wieder‘ wird von God Project gemixt, wirkt klanglich sehr tief, kann aber den ohnehin relativ schwachen Song nicht wirklich aufwerten. Hier hätte ich mir lieber eine Verwurstung von ‚Ogopogo‘ gewünscht, das leider komplett fehlt.
Die Tour zur Scheibe bestritten Slick Idiot gemeinsam mit More Machine Than Man, die ihrerseits den Mix zu ‚Hallelujah‘ beisteuern. Schönes, urbanes Stück mit besser herausgearbeiteten Cheerleader-Chor als beim Original.
Russel Weiss’s ‚Mind Over Matter‘ ist schwitzig-treibend, der Gesang wirkt allerdings mitunter etwas neben der Spur.
‚NY-Boogie‘ von B-Audio wartet mit schönem alternativem Refrain auf, und DJ Fila Flip mixt ‚Pulse‘ breakbeatig bis zum Exzess.
Bei ‚Wonderful World‘ von Pure-X singt En Esch den Refrain. Ich meine: Er singt ihn! Ich habe noch nicht bemerkt, das er eine so nette Singstimme verfügt. Das will ich öfter hören!
Kristen Orb türmt das selbstbeweihräuchernde ‚Extra‘ als Stück mit epischer Breite auf und übertrumpft damit die Vorlage.
Es folgen noch einmal ‚Pulse‘ als ultragrooviger Drogentrip und abermals ‚Wonderful World‘ als Rausschmeißer (hätte nicht mehr sein müssen, tut aber auch nicht weh).
Ein Aspekt im Erfolg von ‚xSCREWciating‘ liegt sicherlich darin, das den Remixern umfangreiche noch nicht auf ‚Screwtinized‘ genutzte Sprach- und Singsamples zur Verfügung gestellt wurden. Dies macht etliche Stücke frischer und neuer, und vermeidet Wiederholungen und zu große Ähnlichkeiten. Im Falle von Slick Idiot zähle ich also in freudiger Erwartung gerne auch weiterhin jedes Album gerne doppelt.

http://www.myspace.com/slickidiot

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